Mittwoch, 3. März 2010

"Muzungu" heißt "der weiße Mann" - Zeitungsartikel 30.10.2009


„Muzungu“ heißt „der weiße Mann“



Neuenkirchen. Ein Jahr Schwarzafrika - das Leben von Marcel Mess sieht seit acht Wochen völlig anders aus als bisher. Der 25-jährige Neuenkirchener leistet für ein Jahr einen entwicklungspolitischen Freiwilligendienst mit dem Kreisverband Münster des Deutschen Roten Kreuzes. Der Metallbauer berichtet exklusiv für die MV regelmäßig von seinen Erlebnissen in einer für ihn völlig fremden Welt. Hier sein erster Bericht:

Uganda, die Perle Afrikas. So nannte Winston Churchill einst dieses abwechslungsreiche und faszinierende Land. Dies kann ich bislang nur bestätigen. Ich lebe nun seit etwas mehr als acht Wochen in Fort Portal, einer kleinen Stadt mit 40000 Einwohnern, im Westen von Uganda nahe der Grenze zur Demokratischen Republik Kongo.

Während den ersten Wochen habe ich mich schon recht gut eingelebt und viel von der wunderschönen Natur und der Umgebung sehen können. Einen guten Start in mein derzeitiges Leben als Volontär beim ugandischen Roten Kreuz ist mir ebenfalls gelungen. Meine Arbeitskollegen, aber auch allgemein die Menschen hier in Uganda sind alle sehr nett und freundlich.

Viele der Kinder, die noch nie einen weißen Menschen gesehen haben, kommen angerannt, wenn sie mich sehen und rufen „Muzungu, Muzungu!“. Muzungu heißt in Swahili „weiß“ und wird auch als Synonym für die in Uganda lebenden weißen Menschen verwendet.

Meine Tätigkeit beim URCS (Uganda Red Cross Society) macht mir sehr viel Spaß. Die Arbeit ist in drei Aufgabengebiete aufgeteilt. Eines davon ist der Bereich „Dissemination“. Hier besuchen wir Schulen oder gar ganze Gemeinden, um Aufklärungsarbeit über das Rote Kreuz zu leisten. Dazu muss man sagen, dass das Rote Kreuz in Uganda nicht so bekannt und allgegenwärtig ist wie in Deutschland. Wir erzählen den Gruppen die Geschichte des Red Cross, beginnend bei Henry Dunant und der Schlacht von Solferino bis hin zu den heutigen Aktivitäten, wie der Malaria-Prävention oder des Erste-Hilfe Unterrichts.


Des Weiteren gehört zu meinen Aufgaben die Arbeit in der regionalen Blut Bank Fort Portal. Dort unterstütze ich eines der beiden Blutspendeteams und fahren mit ihnen in Dörfer und Schulen. In Uganda ist es bereits ab dem Alter von 17 Jahren und einem Körpergewicht von 45 Kilogramm erlaubt, Blut zu spenden. Da auf vielen der weitergehenden Schulen in Uganda, Schüler bis zu einem Alter von 25 Jahren sind, gibt es hier ausreichend freiwillige Spender.

Aus Gesprächen mit einigen Spendern habe ich erfahren, dass sie auch spenden, um eine kostenlose Analyse ihre Blutes auf HIV/Aids, Hepatitis A und B sowie Syphilis zu bekommen. Diese Tests wären sonst für die meisten unbezahlbar. Und so haben beide Seiten etwas Positives davon.

Ein weiteres Einsatzgebiet des URCS ist das „Water & Sanitation Project“. In diesem Programm fahren wir oft in die Umgebung von Fort Portal und sehen nach, wie die Versorgung von frischem und nicht verseuchtem Wasser ist. Hierzu zählt auch die Planung und Bohrung neuer Brunnen. In den Bergen des Ruwenzori-Gebirges gibt es zahlreiche ungenutzte Bergquellen. Mit Hilfe eines Tanks und einem einfachen Pipelinesystem versuchen wir dieses Wasser in die Dörfer und Schulen zubekommen.

Weiterhin ist es unsere Aufgabe, genügend Latrinen in den Schulen sicher zu stellen und Aufklärungsarbeit über die Wichtigkeit der Hygiene zu leisten. Was in Deutschland ganz normal ist, wie das Händewaschen nach dem Toilettengang oder vor dem Kochen und Essen, dass ist hier für Viele unbekannt. Durch diese teils unhygienischen Zustände entsteht die Gefahr der Verbreitung von lebensgefährlichen Krankheiten wie Cholera. Dieses den Menschen verständlich zu machen, ist eine weitere Aufgabe des Roten Kreuzes und somit eines meiner Ziele für die nächsten Monate.

Kurz möchte ich auch noch von der Schönheit Ugandas berichten. Natürlich habe ich in den ersten Wochen einiges von dem unbeschreiblich schönen Land gesehen. So haben mich zwei meiner Arbeitskollegen am ersten Samstag in Uganda in den nur 100 Kilometer entfernten Queen Elizabeth National Park eingeladen, wo ich Elefanten, Paviane, Antilopen und viele andere Tiere in der Wildnis gesehen habe. Diese Bilder werde ich in meinem Leben nicht mehr vergessen. Ich freue mich schon auf viele weitere Eindrücke und Erfahrungen, die ich in der nächsten Zeit sammeln werde.

Zuletzt möchte ich mich noch bei allen Spendern für die tolle Unterstützung bedanken. Es sind unbezahlbare Erfahrungen die ich hier machen darf. Vielen Dank!“

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