Montag, 7. Dezember 2009

"Manchmal hasse ich ..."

Fehlgeburt im Bus!


Ich habe sehr sehr lange überlegt, ob ich diesen Blogeintrag schreibe.

Vor ca. zwei Wochen sind wir mit dem Bus nach Kampala gefahren, um unsere
Reisepässe aus dem Hauptquartier des Roten Kreuzes abzuholen.
Als wir ungefähr 80km vor Kampala waren fing eine schwangere Frau in der
letzten Reihe des Busses plötzlich laut an zu schreien und packte sich
an der Bauch. Im ersten Moment konnte man nicht genau erkennen, was
geschehen war.

Nach weiteren fünf Minuten Fahrt wurden die Schmerzen wohl immer schlimmer.
Eine Frau, die die werdende Mutter auf der Fahrt begleitet hatte ging nach
vorne zum Boardpersonal. Diese hat dann sofort veranlasst, dass die erste
Reihe am Ausgang frei gemacht wurde und die Frau sich dort hinlegen konnte.
Der Bus führte seine Fahrt unterdessen weiter...

Nach einer weiteren viertel Stunde, wurden die Schmerzen der Frau immer
schlimmer und sie schrie immer mehr und mehr. Nach dem einige Passagiere den
Busfahrer überredet hatten, hielt dieser dann in einem kleinen Dörfchen, welches
ein "Medical Centre" hatte an. Ein "Medical Centre" ist kein Krankenhaus wie
man es aus Deutschland kennt. Es ist eher eine Erste-Hilfe-Station, in der
man Verbandszeug und wenn man Glück hat auch noch eine Krankenschwester
findet.

Als der Bus vor dieser Station hielt, rannte eine Frau aus dem Bus
und holte eine Krankenschwester. Da aber die Ausstattung dieses
"Medical Centre" wohl eher dürftig war kam die Krankenschwester erstmal nur mit eine
Plastikschürze und Latex-Handschuhen. Als sich die Frau einen ersten
Eindruck gemacht hatte, schickte sie eine andere Frau aus dem Center zurück um
eine Schüssel und eine Schere zu holen. Zu der Begleitung der schwangeren
Frau sagte die Krankenschwester, dass sie eine leere Tasche bräuchte. Auf
jeden Fall hat diese weinend eine Reisetasche ausgeräumt und die Kleidung in
eine Plastiktüte getan.

Zum Glück saßen wir weit genug hinten, so dass wir das Ganze nicht richtig
sehen konnten. Aber aus Gesprächen unserer Nachbarn konnte man heraushören,
dass die Frau eine Fehlgeburt hatte und die Krankenschwester das
tote Baby in die Reisetasche gelegt hat.

Nach weiteren fünf Minuten stieg die Frau, die soeben ihr Kind
verloren hat aus dem Bus aus und ging mit der Krankenschwester in das
"Medical Centre". Erst nach dem der Bus seit 20 Minuten seine Fahrt
fortgesetzt hat ist uns ein Krankenwagen mit Blaulicht entgegen gekommen...

Wenn ich auf dieses schreckliche Ereignis zurückblicke kann ich nur sagen,
manchmal hasse ich... Wie kann es sein, dass eine schwangere Frau in einem
Bus ihr Kind verliert und das über eine Stunde vergeht, ohne das eine Arzt
kommt. Das Gesundheitssystem in Uganda zählt noch zu den besten in Afrika,
ich möchte mir lieber nicht vorstellen, was in anderen Ländern auf dem
Kontinent passiert wäre.

Gruß Marcel

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